Gedenkskulptur "A Time for Healing"
   
 
  Infotafel und Gedenkskulptur im Kalltal, Gemeinde Hürtgenwald- Simonskall:
   
  Am 7. November 2004 wurde unter großer Anteilnahme die Gedenkskulptur "A Time for Healing" des Bildhauers Michael Pohlmann auf der Kallbrücke nahe der Mestrenger Mühle eingeweiht. Sie erinnert an den inoffiziellen Waffenstillstand, den der deutsche Stabsarzt Dr. Günther Stüttgen im November 1944 mit den Amerikanern aushandelte. Im September 2005 konnte nun endlich und nach einigen behördlichen Auflagen die Infotafel des Eupener Künstlers Tillmann Schmitten, auf der die Hintergründe zu diesem Ereignis erläutert werden, aufgestellt werden.

Sie finden auf dieser Webseite den deutschen und englischen Text zur Infotafel sowie Presse- Artikel.

   
 

Wenn Sie das Kalltal, den Pfad des Gedenkens und die Skulptur "A Time for Healing" besuchen wollen, hier eine kurze Wegbeschreibung:

Von Osten bzw. Köln kommend fahren Sie nach Nideggen, dort fahren Sie rechts in das Rurtal (Richtig, die Rur ohne "h", oder auch "Roer" geschrieben) Richtung Schmidt. Im Dorf Schmidt fahren Sie rechts (ausgeschildert) Richtung Vossenack. Sie kommen nun in das Kalltal. Kurz vor Ende des Tals biegen Sie links in den Schotterweg (offizielle Strasse) zur Mestrenger Mühle (auch ausgeschildert). Dort befindet sich linkerhand die Brücke.

Von Norden oder Westen kommend fahren Sie durch Vossenack nach Schmidt. Sie kommen in das Kalltal und biegen rechts ab Richtung Mestrenger Mühle.

   
 
   
  Infotafel im Kalltal mit (v.l.n.r) Bildhauer Michael Pohlmann und Achim Konejung
 
  A Time for Healing - Die Gedenkskulptur auf der Kallbrücke
  Die Schlacht im Hürtgenwald
  Hier in der Nordeifel tobte die längste Schlacht, die im Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden stattgefunden hat. Obwohl die Amerikaner nach dem Ausbruch aus der Normandie bereits am 11. September 1944 den Westwall bei Aachen erreicht hatten, gelang es Ihnen erst Ende Februar 1945, die Rur Richtung Rhein zu überschreiten.

Division um Division wurde in den "Hurtgen Forest", wie die Amerikaner den Staatsforst zwischen Stolberg und Monschau bald nannten, geschickt. Die Verluste waren hoch 1) und die Geländegewinne entsprachen eher dem Stellungskrieg des Ersten Weltkriegs als dem schnellen Vormarsch der vorangegangen Wochen.

Für den Hürtgenwald und seine Gemeinden bedeuteten die schweren Kämpfe die völlige Zerstörung. Es dauerte Jahrzehnte, bis ein Großteil der Minen und die sterblichen Überreste der Opfer beider Seiten geborgen werden konnten. Noch heute finden sich in den Wäldern Spuren der Kämpfe, gesprengte Bunker, zugewachsene Grabensysteme und gefährliche Blindgängermunition.

In einem Europa, das langsam die Erinnerung an seine blutige Geschichte verliert und gleichzeitig in neue Krisen gerät, ist das Wachhalten der Vergangenheit eine der vordringlichsten Aufgaben. Neben den Schlachtfeldern in der Normandie, in den Ardennen, den Kampfstätten des Ersten Weltkrieges in den Argonnen, an der Somme und in Flandern, ist auch der Hürtgenwald eine wichtige Gedenkstätte zur Mahnung an den Frieden und gegen Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung.

   
  1) Die Kämpfe am Westwall haben allein bis zum 15. Dezember 1944 über einer viertel Million Soldaten beider Seiten Tod, Verwundung oder Gefangenschaft gebracht.

Quelle: Office of the Chief of Military History, US Army, "The Siegfried Line Campaign": 1. and 9. US Army 57.039 battle casualties (tot, verwundet, gefangen, vermisst), 71.654 non battle casualties.(Unfälle, Krankheiten wie Lungenentzündung, Grabenfuß, Erfrierungen und Traumata); Wehrmacht wahrscheinlich 12.000 Tote, 95.000 Gefangene (dokumentiert) und eine unbekannte Zahl an Verwundeten.

   
  Der Waffenstillstand an der Kallbrücke
  Über diesen Weg, dem so genannten "Kalltrail", stießen Anfang November '44 Teile der 28. US Infanteriedivision vor, um den Ort Schmidt einzunehmen. Die so genannte "Allerseelenschlacht" endete nach wenigen Tagen für die Amerikaner in einem Desaster.

Als sich die Überlebenden aus Kommerscheidt kommend über diese Brücke nach Vossenack zurückziehen wollten, waren bereits große Teile des Kalltals von den Deutschen abgeschnitten. Vom 7. bis 12. November gelang es dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen hier an der Kallbrücke mit den Amerikanern einen inoffiziellen Waffenstillstand auszuhandeln, um die Verwundeten beider Seiten zu versorgen. So konnte vielen GIs durch deutsche Sanitäter das Leben gerettet werden. Für diesen Akt der Humanität wurde Dr. Stüttgen nach dem Krieg vom Gouverneur des Staates Pennsylvania geehrt. Das Ereignis an der Kallbrücke ist im Museum der Nationalgarde auf einem Gemälde mit dem Titel "A Time for Healing" festgehalten.

Auf dem oberen Teil des "Kalltrails" finden sich die Reste des amerikanischen Verbandsplatzes, der auf dem Gemälde abgebildet ist. Eine Replik des Bildes befindet sich im Friedensmuseum in Vossenack.

   
  Die Gedenkskulptur "A Time for Healing"
  Die Skulptur des Bildhauers Michael Pohlmann soll an diesen Moment der Menschlichkeit inmitten des Grauens erinnern und wurde am 60. Jahrestag, dem 7. November 2004, offiziell eingeweiht.

"Ich wollte kein Heldendenkmal schaffen, keine theatralische Darstellung, kein Pathos, sondern bescheidener auftreten mit einer schlichten Form in Stein gehauen, den Ort des Geschehens würdigen. Ein Ort an dem alles vielleicht einmal rational begonnen hat, dann aber mehr und mehr irrational wurde und völlig aus den Fugen geriet, bis hier... die Vernunft? oder war es doch die Emotion? eine Begegnung der Humanität möglich werden ließ."

Die Infotafel wurde gestaltet vom Bildhauer Tilman Schmitten, Eupen.

Gedenkskulptur und Infotafel wurden gestiftet von der
Konejung Stiftung: Kultur

   
  Museum und Gedenkstätten im Hürtgenwald:
 

Museum "Hürtgenwald 1944 und im Frieden" Vossenack,
Pfarrer-Dickmann-Straße 21 - 23, Vossenack (ausgeschildert), geöffnet Sonntags von 11 bis 17 Uhr und auf Anfrage (Tel./Fax: 02429 - 90 26 13).

Ehrenfriedhof Vossenack
Von der B 399 Vossenack Richtung Lammersdorf nach Simonskall links abbiegen (ausgeschildert).

Ehrenfriedhof Hürtgen
An der B 399 von Vossenack Richtung Düren vor Hürtgen auf der linken Seite.

Fahrt in die Vergangenheit - Hürtgenwald und der lange Krieg im Westen
Das rollende Hörspiel mit Lesungen, Tondokumenten und Führungen.
Veranstaltet von der Konejung Stiftung: Kultur. Mehr Infos und Termine unter www.konejung-stiftung.de.

 
  A Time for Healing - The Memorial Sculpture on Kall Bridge
  The Battle of Huertgen Forest
  Here in the Northern Eifel region, the longest battle raged that had ever taken place on German ground during World War II. Although the Americans, after the breakout from Normandy, had already reached the Westwall (the so called "Siegfried Line") near Aachen on September 11, 1944, they did not succeed in crossing the Roer River heading for the Rhine before the end of February 1945.

Division after Division was sent into the "Huertgen Forest", as the Americans soon called the state forest between Stolberg and Monschau. Casualties were high 1) and territorial gains were small--more like the static warfare of Word War I than the quick advances achieved during the weeks before.

For the Huertgen Forest and its communities, the heavy battles meant their total destruction. For decades after the war, mines continued to be salvaged from the woodlands. Equally, remains of victims from both sides were still being recovered long after the war. Even today you will find vestiges of combat in the forests, blasted bunkers, overgrown grave systems, and dangerous dud ammunition.

In a Europe that slowly loses the remembrance of its bloody history while getting involved in new crises, keeping awake the past is a task of particular importance. In addition to the battlefields in Normandy and in the Ardennes, the combat sites of World War I in the Argonnes, at the Somme, and in Flanders, the Huertgen Forest serves as a powerful reminder for peace, an appeal against war as a politicial means.

   
  1) Military actions at the Westwall up to December 15, 1944 alone brought death, injury, or captivity to over more than a quarter million soldiers from both sides.

Source: Office of the Chief of Military History, US Army, "The Siegfried Line Campaign": 1st and 9th US Army--57,039 battle casualties (dead, wounded, captured, missing in action); 71,654 non-battle casualties, i.e. accidents, diseases such as pneumonia, trench foot, frostbite, and traumata. German Armed Forces presumably 12,000 dead, 95.000 captured (documented), and an unknown number of wounded.

   
  The Ceasefire at Kall Bridge
  Across this way, the so-called "Kall Trail", troops of the 28th US Infantry Division pushed forward at the beginning of November 1944 to capture the village of Schmidt. After a few days, the so-called "Allerseelenschlacht" resulted in a disaster for the Americans.

As surviving American troops tried to retreat across this bridge to Vossenack, great parts of the Kall Valley were already cut off by the Germans. From November 7 to 12, the German regimental doctor, captain Dr. Guenther Stuettgen, managed to negotiate an unofficial ceasefire with the Americans here at the Kall Bridge in order to attend to the wounded of both sides. In this way, the lives of many G.I.s could be saved by German paramedics. After the war, Dr. Stuettgen was honored by the Governor of the State of Pennsylvania for this act of humanity. This incident at the Kall Bridge is documented in the Museum of the National Guard on a painting entitled "A Time for Healing".

On the "Kall Trail's" upper part, there are still remains of the American casualty station depicted on the painting. A replica of that painting is placed at peace museum in Vossenack.

   
  The Memorial Sculpture "A Time for Healing"
  This sculpture created by Michael Pohlmann recalls that moment of humanity amidst the horrors of war. It was officially dedicated on the 60th anniversary of the ceasefire on the Kall Bridge, November 7, 2004.

"I didn't want to create a monument to heroes, no theatrical representation, no pathos, but wanted to appear more unassumingly with a frugal shape, hewn in stone, dignifying the actual place of the incident. A place perhaps, at which once everything may have started rationally, then however, became more and more irrational and totally out of control until a return to sanity--or was it still emotion?--made a humanitarian encounter come true."

The plaque was created by the sculptor Tilman Schmitten, Eupen.

Memorial sculpture and plaque were endowed by the
Konejung Foundation: Culture

   
  Museum and memorials in the Huertgen Forest:
  Museum "Hürtgenwald 1944 and at peacetime".
Pfarrer-Dickmann-Strasse 21-23, Vossenack (signposted), open Sundays from 11.00 a.m. to 5.00 p.m. and upon request (Phone /Fax: +49 (0) 2429 - 90 26 13).

German Military Cemetery Vossenack
From B 399 Vossenack direction to Lammersdorf turn left after Simonskall (signposted).

German Military Cemetery Huertgen
At the B 399 from Vossenack direction to Dueren before Huertgen to the left.

Journey into the Past: "Huertgen Forest and the Long War in the West"
A guided tour leading visitors to the precise battlefield locations from the Kall Valley Campaign. Includes audio presentations with readings from historical and audio documents. Organized by the Konejung Foundation: Culture. For more info and dates please refer to www.konejung-stiftung.de.

 
  Presse
  Aachener Nachrichten online - Dürener Nachrichten

23.09.2005 15:50
Informative Gedenktafel im Kalltal

Simonskall. Krieg und Frieden: Um eine Gedenktafel aufzustellen, wo sich vor über sechs Jahrzehnten deutsche und amerikanische Truppen in einem blutigen Stellungskrieg mehrere Monate auf Leben und Tod bekämpft und dabei verbrannte Erde hinterlassen haben, bedarf es heute einer behördlichen Genehmigung - klar.

Und die kommt nicht von heut´ auf morgen, weil das Kalltal mittlerweile unter Naturschutz steht und überhaupt alles seine Ordnung haben muss. So übten sich Achim Konejung und Michael Pohlmann in Geduld.

Am Donnerstag war es so weit. Rund neun Monate nachdem sie das Antragsverfahren in die Wege geleitet hatten, konnten sie die Gedenktafel an der Kallbrücke unweit der Mestrenger Mühle einweihen. Sie liefert dem Wanderer nun die Hintergründe der Steinskulptur "A Time for Healing", die seit dem 7. November 2004 auf der Brückenbrüstung steht.

   
  Dürener Zeitung vom 23.9.2005

Menschlichkeit in der Hölle
Seit gestern erläutert eine Tafel die Skulptur "Time for a Healing" im Kalltal. Deutscher erwirkte 1944 Feuerpause, um alle Verwundeten zu verarzten.

Simonskall. Krieg und Frieden: Um eine Gedenktafel aufzustellen, wo sich vor über sechs Jahrzehnten deutsche und amerikanische Truppen in einem blutigen Stellungskrieg mehrere Monate auf Leben und Tod bekämpft und dabei verbrannte Erde hinterlassen haben, bedarf es heute einer behördlichen Genehmigung - klar. Und die kommt nicht von heut` auf morgen, da das Kalltal mittlerweile unter Naturschutz steht und überhaupt alles seine Ordnung haben muss. So üben sich Achim Konejung und Michael Pohlmann in Geduld. Am gestrigen Donnerstag war es so weit. Rund neun Monate nachdem sie das Antragsverfahren in die Wege geleitet hatten, konnten sie die Gedenktafel an der Kallbrücke unweit der Mestrenger Mühle einweihen. Sie liefert dem Wanderer nun die Hintergründe der Steinskulptur "A Time for Healing", die seit dem 7. November 2004 auf der Brückenbrüstung steht.

Der Vettweißer Bildhauer Michael Pohlmann hat sie im Auftrag der Konejung-Stiftung geschaffen, um auf einen Akt der Menschlichkeit inmitten der barbarischen Schlacht zu erinnern: Der deutsche Stabsarzt Dr. Stüttgen hatte sich im November 1944 mit den von ihrer Versorgungslinie abgeschnittenen Amerikanern auf eine mehrtätige inoffizielle Gefechtspause verständigt, um die Verwundeten beider Seiten behandeln zu können. Für diesen Akt der Humanität war der Mediziner nach dem Krieg vom Gouverneur des Staates Pennsylvania geehrt worden, da er so vielen Gis das Leben rettete. Das Ereignis auf der Kallbrücke ist im Museum der Nationalgarde im Gemälde mit dem Titel "A Time for Healing" - Zeit zur Heilung - festgehalten, eine Kopie des Bildes ist im Friedensmuseum in Vossenack zu sehen.
"Wir können die Vergangenheit nicht einfach ruhen lassen, denn sie ist uns eine wichtige Mahnung. Es gibt noch viel aufzuarbeiten", sagte der Wahl-Vettweißer Kabarettist Achim Konejung mit Verweis auf die jetzt zufällig entdeckten Gebeine jüdischer Zwangsarbeiter bei Stuttgart.

Über die Zahl der Opfer der so genannten Allerseelenschlacht im Hürtgenwald wird viel spekuliert. Daran beteiligt sich Konejung nicht. Die Informationstafel verweist auf US-Quellen, wonach es bei den Kampfhandlungen entlang des Westwalls eine Viertelmillion Tote, Verwundete und Gefangene auf beiden Seiten zusammen geben haben soll. Konejung angesichts des damaligen Grauens im gestern so idyllischen Kalltal: "Es ist müßig, sich über exakte Zahlen den Kopf zu zerbrechen."

Bildhauer Pohlmann hat dem historischen Moment mit künstlerischen Mitteln Ausdruck verliehen. Das Raue, der kahle Wald und mittendrin der Akt der Menschlichkeit. Bislang wies nur der Titel auf die Bedeutung seines Werks hin. Seit gestern liefert die Tafel, die im Stil "Fenster der Vergangenheit" gehalten ist, den Hintergrund. Für Robert Hellwig, Vorstandsmitglied des Hürtgenwalder Geschichtsvereins, ist das Geschehen auf der Kallbrücke beispielhaft: "Dr. Stüttgen war es nicht allein, der im Krieg Menschlichkeit bewahrt hat. Aber hier erinnern wir an eine konkrete Tat".

Der Hinweisständer, vom Eupener Bildhauer Tilmann Schmitten geschaffen, ist selbst eine Skulptur. Löcher im Stahlprofil könnten Einschusslöcher sein, kammartige Zinken weisen in den Himmel. Selbstverständlich sei man den Vorgaben der Behörden gerecht geworden. "Die Konstruktion ist aus Stahl - wie gefordert ein verrottbares Material", so Konejung augenzwinkernd. (jok)